Materialschlacht – oder was man alles nicht braucht …

Vorbereitung auf einige Wochen Aufenthalt in Afghanistan – was aber nimmt man denn so alles mit? Ist ja eher keine klassische Pauschalreise mit Sonnencreme und Flip-Flops.

Fragt man all diejenigen, die schon einmal (oder mehrmals) bei einem solchen Einsatz dabei waren und listet dann danach auf, was die alle zusammen empfehlen kommt man zu dem Schluss, dass eine eigene Transportmaschine, zumindest aber ein Überseecontainer sinnvoll wäre. Ok – der ist hier im Hamburger Hafen sicher kostengünstig aufzutreiben, ob das aber Sinn macht?

Auch die Soldaten tragen extrem viel Ausrüstung bei sich und nutzen zwischendurch immer wieder die Gelegenheit, zu verschnaufen ...

Die Überlegungen “was nehme ich mit” sind nicht ganz einfach – so einige Peinlichkeiten will man sich ja ersparen und ganz zuletzt ist immer wieder zu betonen: Man muss das ganze Zeug auch schleppen. Shuttle-Busse, Reiseführer oder andere dienstbare Geister werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor Ort sein.

Es fängt schon an mit dem richtigen Transportbehältnis. Ein klassischer Reisekoffer? Auch eher peinlich mit einem Samsonite in einem COP einzuschecken – na, vielleicht gibt es die Samsonites ja auch in Camouflage …

Also eher ein Rucksack? So nach dem Backpacker-Beispiel – vermutlich auch eher nix. OK – erst mal die ganze Kameratechnik verpacken. Pelicase – das ist wasserdicht. Schlag- und stossfest. Tolle Sache, aber schwer und so ein “Fotografenrollköfferchen” ist vermutlich nur für den Gesamttransport geeignet. Vor Ort wird man dann wieder in kleinere Taschen, Rucksäcke oder Westen umpacken müssen – und die muss man ja auch mitnehmen.

Meine Idee ist nun, einen grossen Reisesack mitzunehmen, in dem alle nicht technischen Dinge aufbewahrt werden. Gewichtsmässig wird es trotzdem eine schwierige Sache werden, da da ja eine über 10 Kilo wiegende Splitterschutzweste etc. hinein muss.

Die Kameratechnik wird in einen Think-Tank Rucksack gepackt (Danke Morris für die freundliche Leihgabe). Dieser hat zumindest das Packformat für Handgepäck und wird hoffentlich für die Foto-und Videotechnik incl. Laptop und Zusatzgeräten reichen.

Für die, die es interessiert hier das nun vollständige technische Setup:

2 digitale Nikon Spiegelreflexkameras vom Typ 3Ds, eine kleinere Nikon Spiegelreflexkamera vom Typ D7000, 1 digitale Kompaktkamera mit Festbrennweite Typ Fuji X100 (hier gilt mein Dank Fabian für das Leihen der Fuji von der ich selbst mich wohl nur sehr schwer hätte trennen können).

An Objektiven gehen mit: 1,4/24mm, 1,4/35mm, 1,4/85 mm, 2.8/70-200mm, 2.8/24-70mm, 4.0/16-35mm, ein 1,7er Konverter, und ein Fisheye-Zoom.

Neben Card-Readern, Blitz, Akkuladern, Ministativ, Akkus, einer externen Mini-Festplatte zur Datensicherung und einer Newswear-Weste um das Benötigte unterwegs zu tragen ist zusätzlich auch ein Satelliten-Telefon mit dabei. (Ich vermute mit T-Mobile wird in Afghanistan keine Kommunikation möglich sein … )

Gute Tipps habe ich zuhauf bekommen – und die Packliste wurde dadurch nicht kleiner. “Nimm eine Lampe mit Rotlich mit – am besten eine die man auf dem Kopf tragen kann” – das macht Sinn. Stiefel – am besten Wüstenstiefel – waren auch ein guter Tipp. Ein sogenannter Camelbak – ein Rucksack mit Wasserbehältnis ist ebenfalls Pflicht. Eine Sonnenbrille die auch Klargläser hat als Splitterschutz. Knieschützer für das abknien auf dem steinigen Boden (so kommen meine Inline-Skates Protektoren doch noch zu einem Einsatz), Handschuhe seinen wegen Dreck und Verletzungen wichtig – ob bei den Temperaturen vor Ort Handschuhe nicht nerven habe ich nicht rausbekommen. Ein Schlafsack muss sowieso mit … Ok – bis jetzt ist alles ohne Frage wichtig.

Das man die Kameras nicht an Schultergurten tragen soll (da gehen sie angeblich nur kaputt), sondern mit Karabinerhaken vorne an der Bullet-Proof-Vest befestigen soll war mir ebenfalls neu. Aber wie um alles in der Welt bekomme ich dann die Kamera an einen Karabinerhaken … Naja mal sehen – auch die Karabinerhaken habe ich nicht vorrätig und muss sie erst mal kaufen.

Nächste Frage – was zieht man an? Klingt irgendwie lustig – ist es aber nicht, denn man sollte möglichst unauffällig aussehen. Hier aber prallen zwei Meinungen aufeinander. Während die offizielle Version “Journalisten sollten sich eindeutig von den Soldaten unterscheiden allein schon um ihre Unabhänigkeit zu unterstreichen” lautet, sagen erfahrene Stimmen: “Sei nicht verrückt – zieh’ Dich bloss so ähnlich wie die Soldaten an. Du gehörst dazu und gefährdest sie unnötig wenn Du wie ein Journalist aussiehst (wie sieht ein Journalist eigentlich aus?), zudem gefährdest Dich selber, da die Unabhängikeit von Berichterstattern in Afghanistan niemanden interessiert. Du bist Embedded mit US-Truppen unterwegs – wie um alles in der Welt willst Du jemanden glaubhaft klar machen, dass Du ein unabhängiger Journalist bist und nicht zu ihnen gehörst.” Tja – da ist guter Rat teuer. Wer hat Recht?

Vermutlich wird es sowieso wieder so aussehen, dass die Dinge die man braucht wieder zu Hause rumliegen und das ganze unnütze Zeugs im Koffer ist. Angeblich soll ja sogar Anti-Floh-Mittel wichtig sein – vielleicht gehört das aber auch in die Abteilung ” Die Spinne in der Yucca-Palme”.