Blackout

US-Soldaten feuern mit einem 120mm Moerser aus einer befestigten Stellung heraus Gefechtsfeldbeleuchtung.

Kein Internet, kein Telefon, keine Kommunikationsmöglichkeiten – alle Leitungen sind lahmgelegt. Ein sogenannter “Blackout”. Warum? In einem COP etwas weiter südlich von unserem hat es einen Selbstmordanschlag gegeben. Das traurige Ergebnis: Ein toter US-Soldat und ein toter Attentäter. Sinnlos, unverständlich, deprimierend und leider immer wieder Alltag. In so einem Fall werden alle Kommunikationskanäle so lange geschlossen, bis die Angehörigen informiert sind – ein verständlicher Vorgang, der zwar die Möglichkeit schnellen Datentransfers einschränkt, aber … so what. Nach all dem was wir erfahren haben ist es in Afghanistan scheinbar so, dass je südlicher die Provinz, desto heftiger tobt der Krieg. Berühmt berüchtigt sind die Südprovinzen Hellmand und Knunar – die meisten Toten des Krieges sind hier zu beklagen. Wir sind im östlichen Teil – hier tobt es nicht so heftig aber es scheint sich weiter Richtung Osten und somit in unsere Richtung (Paktika) zu verlagern.

Trotz alledem sprechen die Streitkräfte hier von einem “Low-Intensity War”. Es gibt keine grösseren Schlachten oder lang anhaltende Feuergefechte. Die Aufständischen schlagen punktuell zu und verlassen so schnell wie möglich wieder das Gebiet in dem sie einen Anschlag durchgeführt haben, Soldaten der “Coalition Forces” beschossen haben oder mit Sprengfallen auf den Strassen versucht haben Erfolge zu erzielen.

Das die Soldaten überhaupt mal einen Aufständischen zu Gesicht bekommen kommt nur auesserst selten vor – und überhaupt, woran wuerde man den denn erkennen? Ob Afghanischer Zivilist oder aufstaändischer Kaempfer – allein optisch macht das keinen Unterschied und es ist gar nicht einmal zu ungewöhnlich, dass ein ansonsten harmloser Tagelöhner sich ein bisschen Geld dazu verdient wenn er Abends ein bisschen auf ausländische Streitkraefte schiesst, seine Waffe danach versteckt und sich wieder dem Alttag zuwendet.

Ab Oktober bricht dann so langsam die Winterzeit an und die Aufständischen Kämpfer verlassen Afghanistan um sich zu grossen Teilen über die Grenze nach Pakistan aufzumachen und dort die Wintermonate zu verbringen (auch denen wird es dann hier zu kalt). Sie fliessen über die Gebirgsketten der sogenannten Durand Linie – das ist die Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan (eine von einem britischen Offizier names Durand um 1890 erdachten Grenzlinie die von keiner Seite jemals akzeptiert wurde) zur Frühjahrsoffensive wieder ein.

Ich werde die nächsten Tage mal ein bisschen intensiver über die Provinz Paktika und das was wir in den letzten Tagen erlebt haben schreiben – einstweilen aber sind alle Internetleitungen permanent besetzt. Kein Wunder die Soldaten hier wollen nach dem Aufheben der Sperre zuhause Bescheid sagen, dass es ihnen gut geht.