Usbekistan – morgens 10 Uhr …
Kein Knoppers und das Früstückchen ist auch schon ein paar Stunden her. Ich schlurfe nach dem sehr frühen Frühstück durch das Mini-Lager zum „Abflugterminal“, einer kleinen Holzbaracke die genau zwei Flüge permanent ankündigt – Ankunft von Afghanistan und Abflug nach Afghanistan. Ok – das ist jetzt nicht so schwer … Abflug ist das richtige Gatter durch das ich gehen muss.
Etwa zwei Dutzend Bundeswehrsoldaten drücken sich hier herum und warten auf den Abflug. Nachdem ich meinen Pass wiederbekommen habe, welchen mir die usbekischen Grenzer für die Nacht abgenommen haben, werden alle Wartenden zusammen mit einer Holzpalette voll Gepäck in die Transall verfrachtet und es geht im Laderaum Richtung Masar-i-Scharif.
Nach einem „kurzen Hüpfer“, also einer Flugzeit von 30 min. landen wir im Stützpunkt der Bundeswehr in Masar. Der ist mindestens so gross wie eine Kleinstadt. Mehrere tausend Soldaten, vernehmlich Deutsche, aber auch Holländer, US-Amerikaner etc. sind hier stationiert.
Die Dimension einer solchen Militärmaschinerie beeindruckt immer wieder. Mehrere Transportmaschinen auf dem Flugfeld, eine Heli-Landing-Site direkt daneben und eine Stadt bestehend aus Wohn- und Bürocontainern, alles natürlich umzäunt und mehrfach gesichert, ist das erste Bild nach dem Aussteigen.
Timo, ein Presseoffizier der Bundeswehr (der mich in den nächsten Tagen begleiten wird) empfängt mich und quartiert mich zuerst mal im Media-Office-Container ein. Der ist für hiesige Verhältnisse recht komfortabel. Ein kleiner Raum mit Bett und Schrank für die Journalisten, das ganze sogar klimatisiert (denn auch im Oktober sind die Tagestemperaturen hier noch knapp unter 30 Grad) eine Dusche und ein WC. Herz was willst Du mehr.
Erst mal wieder essen – also geht es im 10 minütigen Fussmarsch zur zentralen Kantine. Fotos sind erst mal nicht erlaubt – besonders spannende Motive gibt es allerdings auch nicht – also stelle ich mich in die Warteschlange zwischen die Soldaten und schaufle mein Tablett mit Nudeln, Pudding, Brötchen, Cola und diversen Salatbeilagen voll. Ein üppiges Mahl – aber wer weiss wann es das nächste Mal wieder etwas gibt. Der Abend ist ja noch weit hin.
Im Anschluss erst mal gammeln – mein Texter Andre ist noch nicht da und wird erst gegen Abend aus Kabul einfliegen und ich habe so erst mal wieder Pause. Super! Der Tag ist bezahlt und ich muss mich ausser zum rechtzeitigen Erscheinen während der Kantinenöffnungszeiten um nichts kümmern.
Ich schlendere durch die lokale Souvenirstrasse – afghanische Händler bieten zwischen diversen Ständen innerhalb der „Restricted Area“ vom Teppich über Nationalflaggen diverser Länder (ein bisschen Patriotismus hat noch niemanden geschadet) bis hin zum „i survived Afganistan-T-Shirt“ alles feil, entschliesse mich jedoch keinen Teppich zu kaufen und auch die angebotene Wasserpfeife deucht mir eine Spur zu gross und unhandlich um sie auf die in den nächsten Tagen kommenden Patrouillen mitzunehmen. Also spare ich mein Geld und haue mich erst mal wieder aufs Ohr, nicht nur das Essen könnte in den nächsten Tagen knapp werden, sondern auch der Schlaf.
Am frühen Abend landet dann Andre tatsächlich planmässig in Masar und der erste Weg führt erst mal wieder in die Kantine. Wieder mal das Tablett vollgeladen (Grund s.o.) und danach geht’s wieder Richtung Bett im Media Container. Ok – sonderlich anstrengend war es heute nicht und meine vorherige Woche getätigte Investition in ein „Kindle“ von Amazon macht sich jetzt schon bezahlt – ich kann in Ruhe lesen und muss nicht auch noch Bücher schleppen. Dieser kleine E-Book Reader wird sich sicher auch in den nächsten Tagen noch als wichtig erweisen.
Morgen früh gehts aber los. Um 7 Uhr wollen wir mit einem Fahrzeugkonvoi Richtung Hazrat-e Sultan starten. Hört sich früh an – also: Ab ins Bett.