Alltag

Die Langeweile greift ein bisschen um sich – fuer die Soldaten ist es der Alltag. Wir warten auf das Platoon mit dem wir in den nächsten Tagen aus dem COP auf die Missionen rausgehen. Bislang sind sie noch draussen und bislang ist noch kein Versorgungskonvoi o.ä. zu ihnen rausgefahren, bei dem wir hätten mitfahren koennen.

Auf irgendwas wird immer gewartet. Herumstehen verschlingt einen nicht unerheblichen Teil der Zeit. Hier warten wir auf die letzten Fahrzeuge eines Konvois. Foto: John Dyfed Loesche

Ein paar abstruse Geschichten finden wir trotzdem – innerhalb des COPs ist ein afghanischer Radiosender beheimatet, der den umliegenden Distrikt mit Informationen und Musik beschallt. Dyfed interviewt den DJ der in der Station – eine irre Mischung aus Bunker, Wohnung und rudimentärer Radiotechnik – arbeitet.

So lustig wie der DJ-Job klingt – sollten diesen DJ irgendwann die Taliban in die Finger bekommen wird er ganz sicher von ihnen getötet werden. Genau so ergeht es auch Dolmetschern oder anderen “Kollaborateuren”. Eine gewisse Angst spielt also immer mit und sogar in das Dorf vis a vis kann der DJ nur mit Polizeibegleitung.

Langsam finden wir auch einen Zugang zu den Soldaten die uns bisher noch nicht kennen – die die uns kennen sind auf Mission irgendwo im Gebirge. Die Gespräche werden länger, die Details persönlicher, Familienfotos kursieren und obwohl es zwischen Medienleuten und Soldaten immer eine natürliche Grenze gibt, gibt es ein gut funktionierendes Miteinander. Ausserdem scheint Medienbegleitung etwas durchaus Normales zu sein. Man erzählt uns, dass vor kurzem ein Reporter von der New York Times da war, kurz vor uns waren zwei schwedische Journalisten hier im Outpost

Ansonsten gibt es alles was man täglich so braucht – ein gefüllter Kühlschrank, ein Etagenbett in einer Holzbaracke, reichlich Essbares (wenn auch zumeist stark kalorienhaltig), sogar Waschmaschinen und Trockner und (wenn auch viel zu wenige und langsame) Internettzugänge. Die Soldaten nutzen die Terminals wenn es eben geht – es gibt Wartelisten in die man sich eintragen muss und wenn man ihnen dann mal über die Schulter guckt sieht man zumeist Facebook-Seiten über die sie mit der Aussenwelt kommunizieren.

Das alles klingt sicher eine wenig seltsam, immerhin sind wir mitten in einem Kriegsgebiet, ist aber nachvollziehbar wenn man sich vorstellt, dass die Soldaten ein ganzes Jahr in diesem etwa drei Fussballfelder grossen Outpost leben müssen – einige sogar ohne ihn in der ganzen Zeit auch nur einmal zu verlassen.

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