Impressionen – Bundeswehr in Afghanistan

Die Heimreise über Usbekistan liegt hinter mir – inzwischen arbeite ich schon wieder in Hamburg und das Letzte was noch bleibt ist eine kleine Galerie an Impressionen der vergangenen Tage online zu stellen. Was die Arbeit der nächsten Zeit bringt weiss ich noch nicht so genau – einstweilen aber ist Afghanistan im Moment nicht mehr auf dem Programm.

Zurück nach MES

Teile des Feldlagers Masar-i-Scharif. Wenn man sich vorstellt, dass alles was hier steht auch wieder abtransportiert werden muss bekommt man einen kleinen Einblick in die Kosten- und Logistikproblematik

Nach einer etwas zu kurzen Nacht geht es heute per Hubschrauber zurück nach MES (Masar-i-Scharif), dem Hauptstützpunkt der Bundeswehr in Afghanistan. Der Hubschrauberpilot ist gut drauf und auf meinen Wunsch hin dreht er noch ein paar Runden über das Camp OP-North, so dass ich noch einige Luftbilder machen kann.

Der 1,5 stündige Flug endet auf dem Hauptflughafen in MES und – da zahlt sich Hubschrauberfliegen wieder aus – der Pilot landet direkt neben dem Terminal. Von oben sah es aus also würde er beinahe in die Halle fliegen.

Wir werden wieder in der Truppenunterkunft untergebracht – super, ein richtiges Bett, eine saubere Dusche ein Kühlschrank und wenig Staub. Heute Abend soll es noch ein Party geben. Wie bitte? Eine Party? Einige Soldaten feiern ihren Abschied aus Afghanistan und wir sind ebenfalls eingeladen.

Vorher aber noch ein schneller Besuch in der Grosskantine und ein Kurzbesuch der lokalen „Kneipe/Bar/Disco/Internet-Cafe“. Was genau das wirklich für eine Institution ist, die zur allgemeinen Auflockerung dient erschliesst sich mir nicht ganz (ein bisschen wie ein Lonely-Hearts-Club in der Deutschen Eiche mit Wifi-Empfang bei einer Mottoparty „Bundeswehr“)  – die Musik ist auf jeden Fall grausam. Wolfgang Petry gepaart mit diversen anderen „Mallorca-Hits“ und Gassenhauern auf dem Niveau von WDR4. Aber es scheint niemanden zu stören – und scheinbar amüsiert die Deutsche Pop-Kultur auch die Soldaten aus den USA und Holland, die hier ebenfalls abhängen.

Bevor es zur Party geht gibt es noch ein langes Gespräch mit dem Chef der Logistikeinheiten – so einer Art erweiterter DHL der Bundeswehr. Die ganze Dimension von Nachschub und Versorgung wird einem erst  klar wenn man allein die Kosten sieht, die der Rücktransport eines gesamten Feldlagers so ausmacht. Da muss jedes Fahrzeug, jeder Container und selbst das ganze Baumaterial mit Flugzeugen wieder abtransportiert werden.

Das dabei versucht wird, nicht mehr benötigtes Material hierzulassen ist verständlich. So werden die zahllosen hier stehenden Unimogs nicht mehr gebraucht. Sie sind ungepanzert und daher in Afghanistan nicht zu gebrauchen – ein Rücktransport kostet mehr Geld als die Dinger Wert sind – einfach verschrotten kann man sie aber auch nicht. Da sie oliv angestrichen sind fallen sie unter Militärgut und dürfen nicht verschrottet werden. Aber fürjedes Problem gibt es eine Lösung – ein Dutzend Einheimischer wurde engagiert, alle mit Pinsel und Farbeimern ausgerüstet und so werden die olivfarbenen Unimogs kurzerhand fröhlich blau gestrichen sehen deshalb nicht mehr militärisch aus und können danach verschrottet werden. Mit anderer Farbgebung ist das in Ordnung – machmal schüttelt man einfach nur den Kopf.

Die abendliche Party ist bestens organisiert – Knicklichter in Wasserflaschen illuminieren einen ca 50 qm grossen Platz vor der Unterkunft. Per Nachschub wurden auch einige Bierdosen organisiert und selbst ein mobiler DJ (diesmal mit besserer und aktuellerer Musik) beschallt die abschiednehmenden Soldaten. Ein bisschen hat man den Eindruck als wenn es sich hier um alles mögliche nur keine Kriegs- oder Krisengebiet handelt. Aber feiern sollte den Soldaten durchaus erlaubt sein – einige haben heftige Zeiten hinter sich und wollen nur noch eins: Nach Hause

Geht mir übrigens genau so – morgen werde ich erst wieder nach Usbekistan und von da aus wieder nach Deutschland verlegt. Aber erst mal geniesse ich jetzt ein einigermassen warmes Zimmer in dem Wohncontainer und ein richtiges Bett.

Kalte Nächte – Tag 4

Lagerfeuerromantik im Aussenposten – ein erprobtes und gutes Mittel zur Kältebekämpfung am Hindukusch

Das Camp Hazrat-e Sultan verfällt tagsüber wieder in einen gemächlichen aber ständigen Arbeitsrhythmus.  Nachdem dieses Feldlager jedoch fast gänzlich leergeräumt ist hat es aber noch ein echtes Highlight zu bieten – die Küche.

Ein Team von Soldaten aus Sachsen hat es sich scheinbar auf die Fahne geschrieben, mitten im nirgendwo das Niveau von Bundeswehrfeldküche auf einen bis dato nicht gekannten Qualitätsstandard hochzuschrauben.

Ohne Mampf kein Kampf – demnach müsste hier der Kampfgeist besonders ausgeprägt sein. Von Sauerbraten mit Knödeln und Rotkraut über Gyros mit Pommes oder frischen Fischfilets. Die Entscheidung die Kühlcontainer als Letztes abzutransportieren war offensichtlich richtig. Alles wird frisch zubereitet und es schmeckt „wie bei Muttern“. Selbst zum Frühstück wird neben den normalen Broten und Rührei immer noch etwas Warmes wie Weisswürste mit süssem Senf oder kleine Häppchen serviert.

Das ich mich einen nicht so kleinen Teil der Zeit permanent im Verpflegungszelt aufhalte kann man so vielleicht verstehen – fotografisch gibt es hier nicht sonderlich viel Belichtenswertes und die Frage nach den überflüssigen Pfunden verdränge ich erst mal – es schmeckt wirklich ausserordentlich lecker.

Das haben selbst die amerikanischen Soldaten mitbekommen die auch deutlich länger als gewohnt an den Tischen sitzen und sich für einen Nachschlag mehr als einmal in die Reihe der Essenfassenden einreihen.

Der Tag schleppt sich so hin, bis die Kälte wieder um sich greift. Am heutigen Abend ist es aber nicht so tragisch. In einer kleinen Feuerstelle werden alle möglichen Holzreste, seinen es alte Paletten, Holzkeile oder nicht mehr gebrauchte Conatinerstützen aus Holz verfeuert. Ein bisschen Lagerfeuerromantik – unterstützt durch ein paar auf verschleierten Wegen eingeschmuggelte Bierbüchsen – und die Stimmung wird immer lockerer.

Neben den Bierbüchsen kursieren auch Geschichten des Erlebten und viele der „Lagerfeuerbesetzer“ erzählen ihre lustigen, nachdenklichen, spannenden, traurig-machenden und manchmal unglaublichen Anekdoten aus ihrer Zeit in Afghanistan.

Den Vogel schiessen aber die Techniker des PGSS-Systems – des gestrigen schon beschriebenen Überwachungssystems – ab. Irgendwann beginnt einer mit den „Ihr glaubt ja gar nicht was die Soldaten der ANA in ihrem Feldcamp tun wenn sie sich nachts unbeobachtet fühlen“ Geschichten.

Sie richtig glauben kann diese Geschichten niemand – bis dann die Frage nach den Beweisen aufkommt. Und die haben sie. Es ist schier unglaublich welche Bildqualität die installierte Überwachungskamera schon bei ein bisschen Mondlicht hat und noch schier unglaublicher welche Videos da nächtens aufgezeichnet worden sind: Das der Gebrauch von Toilettenpapier zumindest unüblich ist und stattdessen lieber eine handvoll Sand dem gleichen Zweck dient mag evtl. noch niemanden ernstlich erschüttern, dass es im Anschluss daran direkt zur Nahrungsaufnahme ohne irgendwelche Hilfsmittel wie Besteck geht mag vielleicht auch „nur“ etwas abstossend wirken. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs der schier unfassbaren Videos der Überwachungskamera – ich lasse weitere Beschreibungen und alle Details mal weg und entlasse Euch in die persönliche Phantasie.

Irgendwann geht es dann wieder in die Kälte des unzureichenden Schlafsacks – nicht ohne den Versuch die eben noch gesehenen Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Nicht ganz einfach – aber „rein zufällig“ sind noch ein paar Bierbüchsen aufgetaucht. Man kann solche Bilder auch ertränken.

Morgen soll es in die Provinz Baghlan in den „OP-North“ gehen – per Hubschrauber … ich bin gespannt und hoffentlich gibt es da kein PGSS.

 

 

 

 

Hazrat-e Sultan – Tag 3

Der Aussenposten Hazrat-e Sultan in der Provinz Samangan in Afganistan. Mehr Containerbaustelle als Feldlager.

Hazrat-e Sultan (kurz:HES) ist das erste Camp, in welches wir am dritten Tag aufbrechen. Es ist der erste Aussenposten der Bundeswehr, der nun vollständig aufgelöst wird. Genau das ist aber einer der Gründe für die Reise: Das Thema Truppenabzug aus Afghanistan soll bebildert werden und in diesem Camp wird gerade zusammengepackt.

Früh morgens um 7 sammeln wir uns am Abfahrtpunkt und ein Konvoi aus mehreren Miltärfahrzeugen – zumeist den gepanzerten „Dingos“ –  fährt zum ca. 90 km gelegenen Camp. Prognostiziert wird eine Fahrzeit von 1,5 – 2 Stunden. Für hiesige Verhältnisse extrem schnell. Grund – die gesamt Strasse nach Hazrat-e Sultan ist asphaltiert – in Afghanistan schon was Besonderes.

Die Fahrt ist entspannt und uns wurde schon kurz vor Abfahrt gesagt, das wir ein sehr grünes und fruchtbares Tal durchqueren werden, als wir aber wirklich am Rand dieses Tals vorbeifahren, die Granatapfelfelder, die kleinen am Strassenrand gelegenen Verkaufsstände und sogar grüne Obsthaine sehen sind wir beinahe ein klein wenig irritiert. Das sieht hier nach allem möglichen aber nicht nach einem Kriegs- oder Krisengebiet aus.

Es gibt hier Wasser – und das heisst Landwirtschaft. Ganz sicher ist das Gebiet zwar immer noch nicht, aber bewaffnete Zwischenfälle hat es hier schon seit Wochen nicht mehr gegeben und es ist sehr unwahrscheinlich, dass es hier zu irgendwelchen Vorfällen kommt.

Wir passieren das Tal und erreichen nachdem wir wieder einige Kilometer Wüstenstrasse gefahren sind den Bundeswehr- Aussenposten. Direkt daneben sind – frisch gebaut – die Unterkünfte für ein Batallion (also mehrere hundert) Soldaten der afghanischen Armee. Das amerikanische Design ist unverkennbar. Die „Häuser“ sehen ein bisschen wie Flugzeughangare aus – und ganz fertig sind sie auch noch nicht. Die Soldaten der ANA (Afghan National Army) schlafen weiterhin in Zelten und warten auf die Fertigstellung. Wenn ich mir so die Arbeitsgeschwindigkeit der Arbeiter dort auf der Baustelle ansehe, werden sie wohl noch länger in den Zelten bleiben müssen.

Nebenan im Bundeswehrcamp herrscht geschäftiges Treiben. So ein Camp besteht aus 200 Seecontainern. Die dienen als Unterkünfte, Lager, und Diensträume. Die meisten sind allerdings schon abtransportiert und so gibt es auch für uns keine festen Unterkünfte sondern nur Zelte. Ok – sind wir solidarisch mit den Nachbarn der ANA. Internet gibts auch nicht – der Container mit der Kommunikationstechnik ist schon abtransportiert.

Im hinteren Teil des mehrere Fussballfelder grossen Camps demontieren einige amerikanische Techniker gerade das PGSS-Überwachungssystem. Das ist ganz simpel ausgedrückt ein mit Helium gefüllter Zeppelin der an einem langen Draht 200-300m über dem Camp hochgezogen werden kann und mit einer extrem guten schwenkbaren Kamera ausgerüstet ist die sowohl tags- als auch nachts gestochen scharfe Bilder der Umgebung liefert und aus dem Camp heraus von Monitoren aus kontrolliert werden kann – zu dieser Kamera gibt es morgen eine mehr als skurrile Geschichte …

Irgendwie hat man hier den Eindruck auf einer mehr oder minder grossen Baustelle zu sein. LKWs fahren die Container weg, grosse Krane hieven sie auf die Sattelzüge, überall wird zusammengepackt und selbst die Fitnessgeräte, vom Laufband bis zum Spinning-Bike (man wundert sich was alles in einem Aussenposten steht) werden fein säuberlich wieder verpackt.

Der Abend nähert sich – und mit Sonnenuntergang schlägt die Temperatur radikal um. Waren es tagsüber 25 Grad fällt das Thermometer binnen einer halben Stunden auf 5 während der Nacht sogar fast bis an den Gefrierpunkt. Ärgerlich, dass die Heizung im Zelt nicht funktioniert, noch ärgerlicher, dass mein Schlafsack, obwohl von Globetrotter als Minustemperaturtauglich beworben – mich erbärmlich frieren lässt. Neben dem Geschnarche der Zeltmitbewohner, schlottere ich mich also durch die Nacht und der nächtliche unbeleuchtete Gang zum 200m entfernten Toilettencontainer fühlt sich an wie eine Expedition im 3-Sterne Eisfach eines Standardkühlschranks.

Um 5 Uhr ist die Nacht vorbei – und ich ein Eiszapfen. Warmer Kaffee aus der Feldküche ist das einzige Mittel, aber nachdem die Sonne wieder aufgegangen ist wird es sofort wieder wärmer. Irgendeine Lösung für die nächste Nacht muss her – na mal sehen …

Anreise

Scheint ein Fetisch der Soldaten in Afghanistan zu sein – die Uniformen werden mit offiziellen, aber auch irgendwelchen Phantasiestickern aufgepeppt. Selbst beim Zwischenstopp in Usbekistan offeriert der lokale Kiosk dutzende verschiedener Aufnäher.

So – jetzt werde ich also die zuvor handschriftlich gemachten Notizen während des Aufenthalts in Afghanistan hier verschriftlichen. Es ergibt sich also eine „Delay-Zeit“ – und ist so nicht mehr tagesaktuell. Trotzdem ergibt sich noch so eine Art Tagebuch und wer mag kann so ein paar Tage mit mir in die Nordprovinzen Afghanistans mitreisen …

Es startet am Freitag morgen am Flughafen Köln. Am militärischen Flughafen – das war schon einmal Hürde eins. Etwas verschlafen entsteige ich dem Nachtzug aus Hamburg. Es hatte sich kurzfristig keinerlei andere Möglichkeit ergeben den Militärflughafen Köln früh morgens um 7 Uhr zu erreichen.

„Kurzfristig“ ist vielleicht auch das Motto der ersten Tage – denn, wie viele aus den Medien vielleicht wissen: Die Nachrichtenagentur dapd für die ich arbeite hat vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet und aus diesem Grund gingen alle davon aus, dass die Auslandsreisen der Fotografen erst mal auf Eis gelegt sind.

Erstaunlicherweise kam aber kurzfristig die Zusage, den Aufenthalt mit der Bundeswehr in Afghanistan doch zu machen. Vielleicht war auch einer der Gründe für das Umdenken, dass die Bundeswehr alle Transporte übernimmt, also nur wenig Kosten entstehen einen Fotografen mit relativ viel Gepäck nach Afghanistan zu verfrachten.

Sei es drum – nach einigen Visa-Problemen durch startet mein Flug in einem Airbus der Luftwaffe zusammen mit mehreren dutzend Soldaten ins usbekische Termez, von dort aus soll es nach Masar-i-Scharif, dem grössten Bundeswehrstandort in Afghanistan gehen.

Dort soll ich kurzfristig mit unserem Redakteur Andre zusammentreffen und von dort aus in ein Feldlager nach Hazrat-e Sultan fahren.

Der Flug selbst ist mit skurril wohl am besten zu bezeichnen – es ist alles wie auf einem normalen Linienflug. Die Maschine ist angenehm leer, und es wird per Schiebwägelchen Tomatensaft und warmes Essen serviert. Einziger Unterschied: Die Stewardessen tragen Luftwaffenoveralls und die Soldaten reissen ständig Witze über den Zielort: „Ach? Sie fliegen in das gleiche Ressort? Soll ja ein tolles Essen da sein – und die Betreuung erst! Ein tolles Animationsprogram. Wir fliegen jedes Jahr wieder dahin – allein das Wetter ist phantastisch. Quasi Sonnengarantie – und die Ausflugsmöglichkeiten sind enorm.“

Urlaubsfeeling pur – abgerundet dadurch, dass beim Check-In mein zu schweres Handgepäck mit den Kameras moniert wurde und die 12kg schwere Schussichere Weste nachgefragt wurde. „Warum nehmen sie die denn mit? – die kann man vor Ort doch günstig kaufen.“ Na – hätt‘ ich das gewusst – mir wäre echte Schlepperei erspart geblieben.

Der Flug dauert sechs Stunden und es ist 17 Uhr Ortszeit als wir in Usbekistan landen.
Das Gepäck wird auf grosse Paletten umverteilt, je nach Zeilort in Afghanistan. Es gibt in dem lokalen kleinen Militärstützpunkt etwas zu essen und ich bekomme ein Bett in einer der unvermeidlichen Soldatenbarracken zugeteilt. 20 Doppelhochbetten und um 22 Uhr wird das Licht ausgemacht. Schräg gegenüber ist ein Duschcontainer und ich drängle mich mit meiner Zahnbürste durch die engen Waschmöglichkeiten. Ein paar kritische Blicke – da ja alle nur in Unterhose in der Waschzelle stehen und man dadurch nicht sofort Soldat und Zivilist unterscheiden kann, bekomme ich ein paar kritische Kommentare zu meiner Haarlänge die nicht in das Gesamtbild der adretten Kurzhaarschnitte meiner Mitreisenden passt.

Ich lege mich in meinen Schlafsack in das viel zu kurze Bett und lausche beim Einschlafen den diversen Schnarch- und Pfeifgeräuschen meiner Mitbewohner. Morgen geht es mit einer Transall weiter nach MES (kurz für Masar-i-Scharif). Bin gespannt ob es weiter so reibungslos klappt.

Reiseende

Patrouille in der Provinz Paktika – die US-Army hat unseren Embed vorerst abgesagt

Die Reise ist schon jetzt zu Ende … und das bevor sie überhaupt angefangen hat. Die US-Army hat unseren zweiten Besuch in Afghanistan kurzfristig ohne nähere Angabe von Gründen abgesagt. Es bestehen Vermutungen und Spekulationen, aber keine sicheren Fakten – ausser der Absage der Reise.  Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keine Informationen über Hintergründe, mögliche spätere Berichterstattung oder Alternativen zu dem geplanten Einsatz, werde aber in den nächsten Tagen sicher noch einmal ausführlicher zu der Absage, die nun natürlich eine ganze Menge Planungs- und Vorbereitungsarbeit über den Haufen wirft, schreiben.

 

In Memory of Billy Wilson

SSG Billy Wilson († 2012)

Im letzten September waren Dyfed und ich fast einen Monat lang mit den Soldaten der Apache Kompanie 2-28 im Combat Oupost (Feldlager) in Sar Howza. Wenn man Tag und Nacht zusammen mit nur einem paar Dutzend Soldaten zusammen ist, lernt man sich auch auf ganz persönliche Art kennen, schätzen und respektieren. Umso härter trifft es einen dann, wenn genau das passiert, was man immer verdrängt – weil es so schwer ist, das Unvorstellbare an sich heran zu lassen.

Staff Sergeant Billy Wilson ist am vergangenen Montag bei einem Feuergefecht in der Provinz Paktika ums Leben gekommen. Billy war einer der US-Soldaten, mit denen wir schon im bayrischen Hohenfels auf unseren Einsatz in Afghanistan vorbereitet worden sind. Er war einer der Ersten, die uns im Einsatzgebiet in Afghanistan begrüßt, mit uns gesprochen, gelacht, uns ganz oft und immer wieder unterstützt und freundlich begleitet haben.

Billy war ein fröhlicher, optimistischer und immer positiver Mensch und – obwohl in Nachrufen immer nur das Beste steht – ich habe tatsächlich immer wieder mitbekommen, wie sehr seine untergebenen Soldaten ihn gemocht und seine Kameraden ihn geschätzt haben.

Als Dyfed und ich in Hohenfels bei den Übungseinheiten waren, haben wir uns im Anschluss gefragt: Wem würden wir uns anvertrauen, wer sind die Soldaten, an deren Seite wir so einen Einsatz in einem Kriegsgebiet durchziehen würden? Wer ist ein Mensch, dem wir vertrauen, bei wem hätten wir ein gutes Gefühl, wenn er dabei wäre? Unter den Wenigen, die dabei in Frage kamen, war Billy Wilson – neben einer Handvoll anderer – der Soldat, mit dem wir jederzeit mitgegangen wären und mit dem wir in Afghanistan gegangen sind.

Die Nachricht von seinem Tod kam heute völlig überraschend per Mail. Wir hatten uns schon darauf gefreut, Billy im April bei unserem nächsten Besuch der 2-28 wieder zu sehen, wieder mit ihm zusammen auf den Missionen draußen zu sein.

Der Sonneblumenkerne kauende, meistens lächelnde und immer freundliche Billy Wilson, der mir zwischendurch mal einen Energieriegel rüberreicht, eine Zigarette schenkt oder mit mir eins meiner verlorenen Kamerateile sucht, wird im April nicht mehr mit mir rausgehen.

Meine Gedanken gehen zu seinen Freunden und seiner Familie!

Wo immer du jetzt bist Billy – take care!

 

Kameras, Objektive, Spielzeug und Wünsche

Der Autor des Blogs - fotografiert mit einem iPhone und der Hipstamatic-App.

Immer wieder werde ich – nachdem mir ein gewisser Grad an Geistesgestörtheit bescheinigt wird, noch einmal nach Afghanistan zu fahren – gefragt (meistens direkt im Anschluss an die vorgenannte Feststellung): „Mit was für Kameras fotografierst Du da und welche Objektive nimmst Du mit?“

Grundsätzlich verstehe ich das Interesse, und wenn es dazu dient zu vermeiden, nach diesem Aufenthalt bei gezeigten Bildern nicht immer wieder die Frage gestellt zu bekommen: „Mit was für einer Kamera hast Du das Bild gemacht?“, schreibe ich gerne die Überlegungen dazu noch einmal auf.

Also: Welche Ausrüstung brauche ich, um einen mehrere Wochen dauernden Aufenthalt bei US-Truppen im Afghanisch/Pakistanischen Grenzgebiet fotografisch zu begleiten?

Nach wie vor benutze ich Spiegelreflexkameras der Firma Nikon. Leider, und das habe ich schon beim letzten Aufenthalt in den Höhenlagen der afghanischen Berge mehrmals verflucht, Kameras vom Typ D3s. Die sind schnell und robust mit wirklich bestechender Bildqualität. Aber auch die Nachteile sollten nicht verschwiegen werden. Sie sind groß, schwer und laut (die Kameras haben zwar einen „Silent-Mode“, aber von Silence kann man bei dem zwar gedämpften, aber immer noch recht lauten Verschlussgeräusch nicht wirklich reden). Ein unauffälliges Fotografieren ist mit diesen Kameras quasi unmöglich – ein bisschen sieht eine DSLR, wenn man mit ihr fotografiert, auch wie eine Waffe aus… leider! Ich habe immer wieder festgestellt, dass man als Fotograf mit kleinen unauffälligen Kameras oft übersehen, oder zumindest nicht wirklich ernst genommen wird, was es manchmal ungemein erleichtert; an die gewünschten Bilder und/oder Motive zu kommen.

Und – ausserdem lästig: Zwei dieser D3s-Boliden – bestückt mit auch nicht gerade leichten Objektiven – hängen manchmal wie große Backsteine an den Schultergurten. Vielleicht ist das Jammern auf hohem Niveau – die Soldaten; die ich begleite; schleppen meist viel mehr Zeug durch die Gegend. Aber die sind auch eher halb so alt wie ich und haben eine bessere Kondition. Die benutzten Objektive waren beim letzten Aufenthalt meistens die Festbrennweiten-Kombinationen 24mm und 50mm oder 35 mm und 85 mm, manchmal auch die Kombination der Zoom-Objektive 24-70 und 70-200 mm. Objektivwechsel sind in dieser maximal staubigen Gegend überhaupt nicht denkbar. Ich habe das immer mit größter Vorsicht in irgendwelchen Innenräumen versucht, aber trotz seltener Objektivwechsel sah der Chip nach 3 Wochen wie ein Streuselkuchen aus.

Und mehr als die genannten Linsen werde ich dieses Mal auch nicht mitnehmen. Kein Extrem-Weitwinkel, kein langes Tele über 200 mm, evtl. bleibt sogar das 85mm Objektiv zu Hause und ich kombiniere immer eines der Zoom-Objektive mit einer Festbrennweite … zusammen mit den beiden Kameras ist damit die Fototasche schon einigermaßen schwer. Im Zuge des Gedankens „Gewichtsersparnis, aber keine Qualitätsersparnis“ wünsche ich mir aber eigentlich ein deutlich leichteres Kamerasetup.

Was also wären Alternativen zu diesem schwergewichtigen Handwerkszeug? Beim letzten Afghanistan-Besuch hatte ich die hochgelobte X100 Sucherkamera von Fuji mit dabei. Mit dem festen 35mm Objektiv (eine meiner Lieblingsbrennweiten) und der bestechenden Bildqualität schien sie mir eine wunderbare Alternative zu den obigen DSLRs zu sein – die Tücken lagen da aber im Detail. Vom Anschalten der Kamera bis zur Möglichkeit auszulösen vergingen mitunter mehrere (entscheidende) Sekunden – schnelles Reagieren war mit dieser Kamera nicht möglich. Auch eine permanent eingeschaltete Kamera war da keine Option. Die dann noch zur Verfügung stehende Akkulaufzeit reduzierte die Arbeitszeit drastisch (coole Arbeitnehmerkamera). Und der AF war – um es milde auszudrücken – mehr als suboptimal. Die bleibt definitiv zu Hause!

Inzwischen hat Fuji eine neue Kamera auf dem Markt – die X1pro Sucherkamera mit Wechselobjektiven. Hört sich auf dem Papier zunächst mal phantastisch an. Der Preis auch, wenngleich er immer noch deutlich unter den Phantasiepreisen einer von mir so sehnsüchtig herbeigewünschten M-Leica liegt.

Die X1pro werde ich – so sie irgendwann mal verfügbar ist – sicher näher unter die Lupe nehmen, und ich hoffe, dass die Ingenieure nicht das AF-Modul der X100 und auch nicht die gleiche Einschaltelektronik verbaut haben. Wenn das besser geworden ist, dann muss ich wohl noch einmal tief in die Tasche greifen (nachdem jetzt schon einiges an Geld in das gewünschte, weil leichte und schnelle Laptop MacBook Air geflossen ist). Aber ich werde meinen guten Freund Fabian  – der es ja immer wieder geschafft, seinen Lebensunterhalt ausschliesslich von der Mehrwertsteuer zu bestreiten –  noch einmal zu Rate ziehen, wie diese Überlebensstrategie im einzelnen funktioniert.

Dann hatte ich irgendwie noch den Wunsch, einige Bilder stilistisch eher retro aussehen zu lassen. Am liebsten wäre es mir, noch einen Teil analog mit S/W-Film zu fotografieren. Es gibt einige Motive, von denen ich jetzt schon weiß und die ich mir in der Art gut vorstellen könnte. Ob ich jetzt aber noch eine Holga einpacke oder lieber eine alte Hasselblad o.ä. weiss ich noch nicht – eigentlich wollte ich ja Gewicht sparen. Andererseits bin ich auch in die Möglichkeit verliebt, einfach mit dem neuen iPhone und der Hipstamatic-App zu fotografieren. Vermutlich geht jetzt ein Aufschrei von wegen Spielkram bei so ernsten Themen oder die Authenzität von Handy-Fotos los, aber, obwohl inzwischen so viele Bilder mit dieser Retro-App das Netz überfluten, kann ich mich der Ästhetik des Unperfekten der Hipstamatic-Bilder nicht entziehen. Die Bilder habe ich schon so etwa im Kopf, und ich werde den iPhone-Ansatz ganz sicher ausprobieren. Einige Ergebnisse werde ich dann hier im Blog einstellen.

Religiöses, Westliches und Absurdes

Ein junges Maedchen traegt in der Afghanischen Paktika-Provinz Geschirr auf dem Kopf.

Muss man sich, wenn man in ein Kriegsgebiet fährt, mit Religion auseinandersetzten? Nicht zwangsläufig, aber für die Region am Hindukusch ist der Islam ein Thema, welches zwangsläufig in allen möglichen Zusammenhängen auftaucht und so auch meine Arbeit und meinen Aufenthalt dort geprägt hat und weiter prägen wird. Die Bevölkerung Afghanistans gehört zu großen Teilen (weit über 90 Prozent) der Religion des Islam an. Und wenn man unter anderem von einem „Glaubenskrieg“ sprechen darf, dann hier.

Meine erste Begenung mit dem Islam liegt Jahrzehnte zurück. Viele Besuche von Ländern wie Ägypten, Saudi-Arabien, Katar, Tunesien und nicht zuletzt Afghanistan haben mir ein kleines subjektives Bild darüber verschafft, wie die Religion und der Glaube hier gelebt werden.

Schwierig wird es immer dann, wenn Werte der „westlichen“ Kultur, Verhaltensweisen, Riten und der Alltag stark mit dem eigenen Leben differieren. Letztlich ist es so, dass ich der Meinung bin, dass jeder Mensch ein verbrieftes Recht darauf hat, so zu leben, wie er sich das selber wünscht. Kleine Einschränkung: Er muss dabei das Leben und die Wünsche anderer genau so respektieren. Ein sogenanntes friedliches Miteinander – aber ist das nicht eine Illusion? Ein Wunschdenken von Träumern?

Manchmal sieht es so aus – ja! Ich lasse jedem Menschen seine Religion und seine Kultur, muss mich dadurch aber trotzdem nicht mit allem einverstanden erklären, was innerhalb dieser Religion und Kultur passiert.

Ein Thema, welches zumindest mir immer wieder aufstösst, ist die Gleichberechtigung! Natürlich sind auch westliche und Industrienationen weit davon entfernt, Männer und Frauen absolut gleich zu behandeln, was ich aber in vornehmlich islamischen Ländern sehe; wirft bei mir oft die Frage auf: Kann eine Religion über der Freiheit eines Menschen stehen? Denn scheinbar tut sie das.

Darf man das überhaupt thematisieren, oder muss man das einfach akzeptieren? In Saudi-Arabien ist es Frauen nicht erlaubt; Auto zu fahren – lassen wir mal den alten Witz weg, dass sie das sowieso nicht können – aber ist das legitim? Ist eine Kultur, die ihre Frauen komplett verhüllt, ihnen Schulbildung verweigert, die freie Auswahl des Lebenspartners versagt, ihnen sogar die Geschlechtsorgane verstümmelt und sie in fast jeder Beziehung als zweitklassig behandelt für mich akzeptabel? Nein, das ist sie nicht!

Fernab von müßigen Diskussion über ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen (das soll doch bitte jeder halten wie er will – ich hab auch manchmal Mützen auf, die scheiße aussehen) fragt man sich, wie weit darf Toleranz gehen? Ab wann sollte man sich einmischen? Ist das wirklich nur die Arroganz des Westens, solche Lebensmodelle zu kritisieren?

Ich denke nein! Und die ganzen oben beschriebenen Formen der Diskriminierung -stehen die wirklich alle im Koran? Ich habe ihn nicht gelesen, aber ich weiß, welche Verbrechen in der Christenheit auch mit der Bibel gerechtfertigt worden sind. Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass es andersrum ähnlich gelagert ist.

Für mich – und auch das soll keine westliche Arroganz sein – ist der Umgang mit Frauen in Teilen der islamischen Welt nichts anderes als pure Steinzeit. Was sind das für Kulturen, die ihren Frauen das Recht auf Selbstbestimmung so vollständig verweigern? Welche Angst ist das, die die Männern dieser Kulturen dazu bringt, ihren Frauen und Töchtern jegliche Zugeständnisse zu einem selbstbestimmten Leben wegzunehmen?

Und wo sollte man tolerant sein und wo hört Toleranz auf? Da läuft eine vollverschleierte Frau durch ein afghanisches Dorf, und man erkennt nur daran, dass es eine Frau ist, dass sie eben überhaupt nicht zu erkennen ist. Schaut man selbst dieses vollständig unkenntlich gemachte Wesen nur kurz an, kann es sein, dass man damit eine Welle der Empörung auslöst. Ok, ich bin natürlich nicht so verrückt, das in einem afghanischen Provinzstädtchen zu tun – ich möchte ja schließlich keinen Aufstand dadurch auslösen, in dem ich einem laufenden Leinengewand hinterherstarre – trotzdem finde ich die Situation deswegen nicht weniger absurd.

Oder sollte ich das trotzdem tun und der Dorfbevölkerung (im Zweifelsfall durch einen Dolmetscher) mitteilen, dass ich ihre Kultur vollständig daneben finde? Eine genau so absurde Idee!

Das ganze kann man dann auch in etwas größerem Stile denken: Würde unsere Bundeskanzlerin bei einem Besuch des afghanischen Staatspräsidenten diesem wohl sagen, dass sie als Frau den Umgang mit den Frauen in diesem Land als total daneben empfindet? Das würde dann mit Sicherheit eine mittlere politische Krise auslösen. Aber zeigt nicht auch der Umgang mit den Frauen in einer Kultur, was von ihr zu halten ist? Und – darf man das ändern wollen? Sollte man das tun, sollte man sich da heraus halten? Das fängt im Kleinen an! Sage ich demnächst einem Afghanen in einem Gespräch (Gespräche kommen dort häufig zustande), wie absolut bescheuert ich den Umgang mit Frauen in seinem Land finde mit dem Risiko, dadurch mehr Probleme zu schaffen als zu lösen, oder halte ich einfach den Mund?

Wo also findet Annäherung statt? Wo gibt es Lösungen für die Annäherung von Kulturen? Denn an den alten Spruch, dass die meisten Frauen ihre Rolle in einem der genannten Länder gerne akzeptieren, glaube ich nicht. Ist es da nicht dann sogar die Aufgabe einer Religion wie dem Islam, hier für Gleichheit und Gleichbehandlung zu sorgen?

Und wenn ich dann in ein paar Wochen wieder vor Ort bin, dann wird es wieder da sein dieses Unverständnis, dass gelebte Steinzeit offensichtlich toleriert wird. Ich finde es abscheulich, und eigentlich finde ich es sogar ebenso abscheulich, dass ich mich ja eigentlich genau so verhalte … ich sehe einfach weg.

Haute Couture – oder gelebte Improvisation

Verpflegung bekommt man vor Ort von den Soldaten mehr als ausreichend - wenn auch die Verpackung mit der Aufschrift "First Strike Ration" etwas martialisch wirkt. Auch der Aufdruck auf den darin befindlichen Verpackungen hat das Gütesiegel "Warfighter recommended" ... was für eine Empfehlung !!! Meistens ist der Inhalt aber durchaus geniessbar - und ziemlich kalorienreich.

Was ist denn so alles zu berücksichtigen, wenn man in Afghanistan arbeiten will? So oder ähnlich hat sich mir die Frage auch schon beim letzten Mal gestellt. Inzwischen weiss ich aber, dass Flip-Flops in den Bergen Afghanistans einigermaßen unpraktisch sind, Kameratechnik extremen Belastungen ausgesetzt ist und Rauchen auf über 3000 m Meereshöhe noch bescheuerter ist als in der norddeutschen Tiefebene (aber man wird ja nicht immer schlauer).

Was also ist die Packliste, bei der man auch noch die allgemeingültigen Regeln für Fluggepäck einhalten muss – die 30 kg nicht überschreiten darf?

Ok – fangen wir mal an …

Es gab in einem uralten Asterix-Heft, das ich in meiner Jugend gelesen habe (ich glaube es war Asterix und Kleopatra) eine von den Autoren Morris und Goscinny geschriebene unsortierte Liste aller Dinge, die bei der Herstellung des Heftes verbraucht und/oder genutzt worden sind.

So ähnlich schreib‘ ich das jetzt auch mal auf – teils auch mit Begründung, warum und wozu.

Zuerst mal die Klamotten … ein klasisch militärisches aber möglichst unmilitärisches Outfit … die guten alten Bundeswehrhosen und ein paar alte T-Shirts haben sich bestens bewährt. (Flecktarn sollten nur die Soldaten tragen – die Journalisten nicht). Ich habe keine Ahnung und bis heute nicht rausbekommen, was diese Regel soll. Wer allen Ernstes glaubt, dass man sich so als „neutraler Berichterstatter“ für alle von den Soldaten abhebt und deswegen auch als solcher akzeptiert wird, ist ein bisschen realitätsfremd. Gleichzeitig sollte man ja auch keineswegs auffällig sein und eine leuchtende Zeilscheibe abgeben. Ich glaube, die Soldaten würden mir was husten, wenn ich da mit Jeans, Turnschuhen und modischen T-Shirt auflaufe und so mit ihnen rausgehen will … irgendwie auch verständlich …

Ein Paar Wüstenstiefel sind auch Pflicht. Mütze braucht man eher nicht – man hat ja seinen Helm. Jacke ist bei den Temperaturen auch wenig sinnvoll – wozu hat man ja auch die modische 12 kg schwere Splitterschutzweste. Die hält warm und angeblich auch durch die Gegend fliegende Metallteile ab …

Damit sind eigentlich schon alle Bekleidungsfragen geklärt. Weiter geht es zu den wichtigen Dingen …

Taschenlampe: Eins der wichtigstens Utensilien – am besten eine Kopflampe und die mit Rotlicht. Laptop – da gehts schon los: das liebe Gewichtsproblem. Nachdem ich meinem zuständigen Sparkassensachbearbeiter aber versprochen habe, den Dispo im Juni wieder auszugleichen, werde ich mir nun ein sehr kleines und leichtes Zusatzlaptop besorgen. Jedes Kilo zählt.

Als Konzession an die Zivilisation – ein Nackenhörnchen als Kopfkissen. Alle haben mich im Vorfeld dafür ausgelacht, bis ich am Flughafen die Rucksäcke der Soldaten gesehen habe. Und an fast jedem baumelte – na was wohl – ein Nackenhörnchen. Für die Jungs vor Ort also völlig normal.

Die Internetverbindungen waren beim letzten Mal erstaunlich gut und fast überall – selbst im hinterletzten Feldlager der US-Army – stand irgendwo ein Rechner, mit dem man sich mit der Welt in Verbindung setzen konnte. Teilweise sehr langsame Verbindungen, aber ich hoffe trotzdem, dass ich auch jetzt darüber Daten, Bilder und Texte schicken und den Blog aktualisieren kann. So nehme ich nur einen USB-Stick mit, auf dem ich die Daten transportieren kann.

Meine „Erste-Hilfe-Apotheke“ vom letzten Mal werde ich auch zuhause lassen. Die Sanitäter hatten alles und reichlich vor Ort. Von der Aspirin-Tablette über Anti-Durchfall-Pillen bis zur Malaria Prophylaxe gab es alles kostenlos und rezeptfrei.

Doppelt mitnehmen werde ich auf jeden Fall Netzkabel, Adapter, Kartenleser, USB und Ladekabel – die gehen grundsätzlich kaputt. Und meist zur falschen Zeit. Und es ist extrem ärgerlich wenn seine gesamte Arbeit dadurch lahmlegt wird, dass ein „Ein-Paar-Euro-Artikel“ den Geist aufgibt. Einen Apple Megastore findet man vor Ort eher nicht, und bis eine Amazon-Lieferung in der afghanischen Grenzregion ankommt … ich pobiere es lieber nicht aus …

Eigentlich ist Gewichtsreduktion das A und O. Man braucht nicht viel vor Ort (ein Schlafsack gehört auf jeden Fall noch dazu), und da man wirklich alles permanent selber schleppen muss, wird selbst beim Waschzeug außer Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel und Bürste, Handwaschmittel und einem Handtuch gespart.

Das alles in einen klassischen Seesack verpackt – fertig ist die Reisetasche. Eine Stange Zigaretten und ein paar Feuerzeuge – außer Dyfed rauchen da die meisten. Noch ein paar US-Dollar in die Geldbörse, denn Starbucks und Pizza-Hut findet man selbst auf großen US-Basen in Afghanistan … schön, wenn die Klamotten-Frage im normalen Leben auch so schnell zu lösen wäre.

Was an Kameratechnik für mich Sinn und keinen Sinn macht, werde ich in einem der nächsten Blog-Einträge schreiben. Die Erfahrungen vom letzten Mal lassen das Kamera- und Zubehör-Setup auch schrumpfen … wiegt ja alles 🙂