Was ist denn so alles zu berücksichtigen, wenn man in Afghanistan arbeiten will? So oder ähnlich hat sich mir die Frage auch schon beim letzten Mal gestellt. Inzwischen weiss ich aber, dass Flip-Flops in den Bergen Afghanistans einigermaßen unpraktisch sind, Kameratechnik extremen Belastungen ausgesetzt ist und Rauchen auf über 3000 m Meereshöhe noch bescheuerter ist als in der norddeutschen Tiefebene (aber man wird ja nicht immer schlauer).
Was also ist die Packliste, bei der man auch noch die allgemeingültigen Regeln für Fluggepäck einhalten muss – die 30 kg nicht überschreiten darf?
Ok – fangen wir mal an …
Es gab in einem uralten Asterix-Heft, das ich in meiner Jugend gelesen habe (ich glaube es war Asterix und Kleopatra) eine von den Autoren Morris und Goscinny geschriebene unsortierte Liste aller Dinge, die bei der Herstellung des Heftes verbraucht und/oder genutzt worden sind.
So ähnlich schreib‘ ich das jetzt auch mal auf – teils auch mit Begründung, warum und wozu.
Zuerst mal die Klamotten … ein klasisch militärisches aber möglichst unmilitärisches Outfit … die guten alten Bundeswehrhosen und ein paar alte T-Shirts haben sich bestens bewährt. (Flecktarn sollten nur die Soldaten tragen – die Journalisten nicht). Ich habe keine Ahnung und bis heute nicht rausbekommen, was diese Regel soll. Wer allen Ernstes glaubt, dass man sich so als „neutraler Berichterstatter“ für alle von den Soldaten abhebt und deswegen auch als solcher akzeptiert wird, ist ein bisschen realitätsfremd. Gleichzeitig sollte man ja auch keineswegs auffällig sein und eine leuchtende Zeilscheibe abgeben. Ich glaube, die Soldaten würden mir was husten, wenn ich da mit Jeans, Turnschuhen und modischen T-Shirt auflaufe und so mit ihnen rausgehen will … irgendwie auch verständlich …
Ein Paar Wüstenstiefel sind auch Pflicht. Mütze braucht man eher nicht – man hat ja seinen Helm. Jacke ist bei den Temperaturen auch wenig sinnvoll – wozu hat man ja auch die modische 12 kg schwere Splitterschutzweste. Die hält warm und angeblich auch durch die Gegend fliegende Metallteile ab …
Damit sind eigentlich schon alle Bekleidungsfragen geklärt. Weiter geht es zu den wichtigen Dingen …
Taschenlampe: Eins der wichtigstens Utensilien – am besten eine Kopflampe und die mit Rotlicht. Laptop – da gehts schon los: das liebe Gewichtsproblem. Nachdem ich meinem zuständigen Sparkassensachbearbeiter aber versprochen habe, den Dispo im Juni wieder auszugleichen, werde ich mir nun ein sehr kleines und leichtes Zusatzlaptop besorgen. Jedes Kilo zählt.
Als Konzession an die Zivilisation – ein Nackenhörnchen als Kopfkissen. Alle haben mich im Vorfeld dafür ausgelacht, bis ich am Flughafen die Rucksäcke der Soldaten gesehen habe. Und an fast jedem baumelte – na was wohl – ein Nackenhörnchen. Für die Jungs vor Ort also völlig normal.
Die Internetverbindungen waren beim letzten Mal erstaunlich gut und fast überall – selbst im hinterletzten Feldlager der US-Army – stand irgendwo ein Rechner, mit dem man sich mit der Welt in Verbindung setzen konnte. Teilweise sehr langsame Verbindungen, aber ich hoffe trotzdem, dass ich auch jetzt darüber Daten, Bilder und Texte schicken und den Blog aktualisieren kann. So nehme ich nur einen USB-Stick mit, auf dem ich die Daten transportieren kann.
Meine „Erste-Hilfe-Apotheke“ vom letzten Mal werde ich auch zuhause lassen. Die Sanitäter hatten alles und reichlich vor Ort. Von der Aspirin-Tablette über Anti-Durchfall-Pillen bis zur Malaria Prophylaxe gab es alles kostenlos und rezeptfrei.
Doppelt mitnehmen werde ich auf jeden Fall Netzkabel, Adapter, Kartenleser, USB und Ladekabel – die gehen grundsätzlich kaputt. Und meist zur falschen Zeit. Und es ist extrem ärgerlich wenn seine gesamte Arbeit dadurch lahmlegt wird, dass ein „Ein-Paar-Euro-Artikel“ den Geist aufgibt. Einen Apple Megastore findet man vor Ort eher nicht, und bis eine Amazon-Lieferung in der afghanischen Grenzregion ankommt … ich pobiere es lieber nicht aus …
Eigentlich ist Gewichtsreduktion das A und O. Man braucht nicht viel vor Ort (ein Schlafsack gehört auf jeden Fall noch dazu), und da man wirklich alles permanent selber schleppen muss, wird selbst beim Waschzeug außer Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel und Bürste, Handwaschmittel und einem Handtuch gespart.
Das alles in einen klassischen Seesack verpackt – fertig ist die Reisetasche. Eine Stange Zigaretten und ein paar Feuerzeuge – außer Dyfed rauchen da die meisten. Noch ein paar US-Dollar in die Geldbörse, denn Starbucks und Pizza-Hut findet man selbst auf großen US-Basen in Afghanistan … schön, wenn die Klamotten-Frage im normalen Leben auch so schnell zu lösen wäre.
Was an Kameratechnik für mich Sinn und keinen Sinn macht, werde ich in einem der nächsten Blog-Einträge schreiben. Die Erfahrungen vom letzten Mal lassen das Kamera- und Zubehör-Setup auch schrumpfen … wiegt ja alles 🙂