Impressionen – Bundeswehr in Afghanistan

Die Heimreise über Usbekistan liegt hinter mir – inzwischen arbeite ich schon wieder in Hamburg und das Letzte was noch bleibt ist eine kleine Galerie an Impressionen der vergangenen Tage online zu stellen. Was die Arbeit der nächsten Zeit bringt weiss ich noch nicht so genau – einstweilen aber ist Afghanistan im Moment nicht mehr auf dem Programm.

Kalte Nächte – Tag 4

Lagerfeuerromantik im Aussenposten – ein erprobtes und gutes Mittel zur Kältebekämpfung am Hindukusch

Das Camp Hazrat-e Sultan verfällt tagsüber wieder in einen gemächlichen aber ständigen Arbeitsrhythmus.  Nachdem dieses Feldlager jedoch fast gänzlich leergeräumt ist hat es aber noch ein echtes Highlight zu bieten – die Küche.

Ein Team von Soldaten aus Sachsen hat es sich scheinbar auf die Fahne geschrieben, mitten im nirgendwo das Niveau von Bundeswehrfeldküche auf einen bis dato nicht gekannten Qualitätsstandard hochzuschrauben.

Ohne Mampf kein Kampf – demnach müsste hier der Kampfgeist besonders ausgeprägt sein. Von Sauerbraten mit Knödeln und Rotkraut über Gyros mit Pommes oder frischen Fischfilets. Die Entscheidung die Kühlcontainer als Letztes abzutransportieren war offensichtlich richtig. Alles wird frisch zubereitet und es schmeckt „wie bei Muttern“. Selbst zum Frühstück wird neben den normalen Broten und Rührei immer noch etwas Warmes wie Weisswürste mit süssem Senf oder kleine Häppchen serviert.

Das ich mich einen nicht so kleinen Teil der Zeit permanent im Verpflegungszelt aufhalte kann man so vielleicht verstehen – fotografisch gibt es hier nicht sonderlich viel Belichtenswertes und die Frage nach den überflüssigen Pfunden verdränge ich erst mal – es schmeckt wirklich ausserordentlich lecker.

Das haben selbst die amerikanischen Soldaten mitbekommen die auch deutlich länger als gewohnt an den Tischen sitzen und sich für einen Nachschlag mehr als einmal in die Reihe der Essenfassenden einreihen.

Der Tag schleppt sich so hin, bis die Kälte wieder um sich greift. Am heutigen Abend ist es aber nicht so tragisch. In einer kleinen Feuerstelle werden alle möglichen Holzreste, seinen es alte Paletten, Holzkeile oder nicht mehr gebrauchte Conatinerstützen aus Holz verfeuert. Ein bisschen Lagerfeuerromantik – unterstützt durch ein paar auf verschleierten Wegen eingeschmuggelte Bierbüchsen – und die Stimmung wird immer lockerer.

Neben den Bierbüchsen kursieren auch Geschichten des Erlebten und viele der „Lagerfeuerbesetzer“ erzählen ihre lustigen, nachdenklichen, spannenden, traurig-machenden und manchmal unglaublichen Anekdoten aus ihrer Zeit in Afghanistan.

Den Vogel schiessen aber die Techniker des PGSS-Systems – des gestrigen schon beschriebenen Überwachungssystems – ab. Irgendwann beginnt einer mit den „Ihr glaubt ja gar nicht was die Soldaten der ANA in ihrem Feldcamp tun wenn sie sich nachts unbeobachtet fühlen“ Geschichten.

Sie richtig glauben kann diese Geschichten niemand – bis dann die Frage nach den Beweisen aufkommt. Und die haben sie. Es ist schier unglaublich welche Bildqualität die installierte Überwachungskamera schon bei ein bisschen Mondlicht hat und noch schier unglaublicher welche Videos da nächtens aufgezeichnet worden sind: Das der Gebrauch von Toilettenpapier zumindest unüblich ist und stattdessen lieber eine handvoll Sand dem gleichen Zweck dient mag evtl. noch niemanden ernstlich erschüttern, dass es im Anschluss daran direkt zur Nahrungsaufnahme ohne irgendwelche Hilfsmittel wie Besteck geht mag vielleicht auch „nur“ etwas abstossend wirken. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs der schier unfassbaren Videos der Überwachungskamera – ich lasse weitere Beschreibungen und alle Details mal weg und entlasse Euch in die persönliche Phantasie.

Irgendwann geht es dann wieder in die Kälte des unzureichenden Schlafsacks – nicht ohne den Versuch die eben noch gesehenen Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Nicht ganz einfach – aber „rein zufällig“ sind noch ein paar Bierbüchsen aufgetaucht. Man kann solche Bilder auch ertränken.

Morgen soll es in die Provinz Baghlan in den „OP-North“ gehen – per Hubschrauber … ich bin gespannt und hoffentlich gibt es da kein PGSS.

 

 

 

 

Nachsitzen

Alle Sachen gepackt und verstaut – es kann wieder nach Hause gehen.

Leider hat es nicht wie geplant geklappt, einen täglichen Blog aus dem Norden Afghanistans zu schreiben. Zum einen war es der permanente Zeitmangel, zum anderen waren die Möglichkeiten einer Internetverbindung oder Mobilfunkverbindung anders als bei meinem ersten Besuch vor einem Jahr in der Ostprovinz Paktika mehr als mässig.

Zumindest habe ich aber fleissig handschriftliche Aufzeichnungen und natürlich viele Bilder gemacht, die ich dann als Tagebuch in den nächsten Tagen hier publizieren werde.

Ich hoffe man sieht es mir nach, dass das Protokoll des jeweiligen Tages vor Ort ein paar Tage später hier eingestellt wird. Die darin enthaltenen Informationen sind allerdings auch nicht so sehr an kurzfristige zeitliche Geschehnisse gebunden. Auch wenn der Schreibstil in der Nachbetrachtung etwas anders sein wird als in den vorherigen Blogeinträgen.

Es heisst also: Nachsitzen und das Erlebte schriftlich nun in eine digitale Form zu bringen.

Einstweilen bin ich noch in Masar-i-Scharif im Camp der Bundeswehr und so habe ich schon mal ein bisschen Zeit, mit der Arbeit zu beginnen.

Doch noch einmal zurück

Wie sind die Aussichten für die Einheiten der Bundeswehr in Afghanistan?

Ganz kurzfristig hat es sich ergeben, dass ich Afghanistan nun noch einmal besuchen werde. Dieses Mal aber nicht mit Truppen der US- Streitkräfte, sondern mit Einheiten der Bundeswehr. Ob und wie ich in dieser Zeit an dem Blog arbeiten kann weiss ich natürlich noch nicht – das Einzige was ich weiss ist, dass es morgen früh mit einem Militärtransport der Bundeswehr los geht.

Interessant wird es sicherlich dadurch, dass das Thema im Gegensatz zum Einsatz mit den US-Soldaten ein gänzlich Anderes sein wird. Der von der Bundesregierung anvisierte Truppenabzug steht nun mehr im Fokus der Berichterstattung.

Vielleicht gibt es auch noch einen Abstecher nach Kabul – aber sicher ist nichts denn auch in Afghanistan gilt das, was bei Einsätzen mit dem Militär oberste Regel ist: Nichts ist so beständig wie die Lageänderung 🙂

Wie nun die Situation vor Ort ist werde ich in der nächsten Woche erleben – und hoffentlich hier dann auch beschreiben können.