In Memory of Billy Wilson

SSG Billy Wilson († 2012)

Im letzten September waren Dyfed und ich fast einen Monat lang mit den Soldaten der Apache Kompanie 2-28 im Combat Oupost (Feldlager) in Sar Howza. Wenn man Tag und Nacht zusammen mit nur einem paar Dutzend Soldaten zusammen ist, lernt man sich auch auf ganz persönliche Art kennen, schätzen und respektieren. Umso härter trifft es einen dann, wenn genau das passiert, was man immer verdrängt – weil es so schwer ist, das Unvorstellbare an sich heran zu lassen.

Staff Sergeant Billy Wilson ist am vergangenen Montag bei einem Feuergefecht in der Provinz Paktika ums Leben gekommen. Billy war einer der US-Soldaten, mit denen wir schon im bayrischen Hohenfels auf unseren Einsatz in Afghanistan vorbereitet worden sind. Er war einer der Ersten, die uns im Einsatzgebiet in Afghanistan begrüßt, mit uns gesprochen, gelacht, uns ganz oft und immer wieder unterstützt und freundlich begleitet haben.

Billy war ein fröhlicher, optimistischer und immer positiver Mensch und – obwohl in Nachrufen immer nur das Beste steht – ich habe tatsächlich immer wieder mitbekommen, wie sehr seine untergebenen Soldaten ihn gemocht und seine Kameraden ihn geschätzt haben.

Als Dyfed und ich in Hohenfels bei den Übungseinheiten waren, haben wir uns im Anschluss gefragt: Wem würden wir uns anvertrauen, wer sind die Soldaten, an deren Seite wir so einen Einsatz in einem Kriegsgebiet durchziehen würden? Wer ist ein Mensch, dem wir vertrauen, bei wem hätten wir ein gutes Gefühl, wenn er dabei wäre? Unter den Wenigen, die dabei in Frage kamen, war Billy Wilson – neben einer Handvoll anderer – der Soldat, mit dem wir jederzeit mitgegangen wären und mit dem wir in Afghanistan gegangen sind.

Die Nachricht von seinem Tod kam heute völlig überraschend per Mail. Wir hatten uns schon darauf gefreut, Billy im April bei unserem nächsten Besuch der 2-28 wieder zu sehen, wieder mit ihm zusammen auf den Missionen draußen zu sein.

Der Sonneblumenkerne kauende, meistens lächelnde und immer freundliche Billy Wilson, der mir zwischendurch mal einen Energieriegel rüberreicht, eine Zigarette schenkt oder mit mir eins meiner verlorenen Kamerateile sucht, wird im April nicht mehr mit mir rausgehen.

Meine Gedanken gehen zu seinen Freunden und seiner Familie!

Wo immer du jetzt bist Billy – take care!

 

Der Weg zurück nach Afghanistan

Es geht also doch noch einmal los … Hätte man mich nach meinem ersten Aufenthalt (den ich auch schon als Blog dokumentiert habe – einfach mal hier klicken) gefragt, ob ich noch einmal nach Afghanistan fahren würde, um dann wieder als Fotograf Embedded mit den US-Truppen zu arbeiten, deren Einsatz an der pakistanischen Grenze dokumentieren, wieder mehrere Wochen in einem Combat Outpost, einem Feldlager, zu verbringen  –  vermutlich wäre mir ein sofortiges „Ja“ nur schwer über die Lippen gekommen.

Nun aber werde ich im April noch einmal für mehrere Wochen zusammen mit einem Platoon der US-Army in der afghanischen Provinz Paktika verbringen, um wieder Bilder der dortigen Situation zu machen.

Warum also schon wieder? Da gibt es mehrere Gründe! Bei meinem ersten Besuch der US-Infanterie Einheiten hatte ich geglaubt, ein umfangreiches Bild der dortigen Situation vor Ort zu bekommen. Trotz zahlloser Eindrücke hat sich nach 3 Wochen dennoch herausgestellt, dass ich nur einen Bruchteil dessen, was berichtenswert gewesen wäre, beschrieben und fotografiert habe. Ich bin der Überzeugung, dass auch Dutzende von Einsätzen immer noch kein vollständiges Gesamtbild zeichen können – habe aber schon beim ersten Besuch einige für mich sehr entscheidende Dinge nicht fotografieren, an einigen für mich wichtigen Missionen nicht teilnehmen können. Das werde ich jetzt beim zweiten Besuch sicher nachholen.

Das hat nach wie vor nichts mit Adrenalinkick o.ä. zu tun. Ich glaube, dass ich mit dem Thema Afghanistan für mich selbst noch nicht durch bin, und möchte das zumindest bei meiner zweiten Reise erreichen.

Es ist ein entscheidendes Jahr – nach wie vor schwappen Meldungen über den Krieg am Hindukusch durch die Medien. Wie verzerrt dieses Bild ist, konnte ich im letzten Jahr schon feststellen. Gerade in letzter Zeit wird wieder verstärkt über den Truppenabzug diskutiert … Die US-Truppen sollen angeblich nun schon 2013 das Land verlassen. Es hat Koranverbrennungen in Bagram gegeben, einen Amoklauf eines US-Soldaten in der Provinz Kandahar der wahllos Zivilisten erschossen hat. Welche Auswirkungen hat das vor Ort? Was die grosse Politik tut, ist überall nachzulesen. Was aber die eingesetzten Soldaten in ihrem Einsatz tun, wie sie denken wie sie handeln, das ist etwas, das in meinen Augen viel zu selten an die Öffentlichkeit kommt. Was passiert wirklich an der Afghanisch/Pakistanischen Grenze und wie wird der Truppenabzug von den kleinsten Einheiten, den im Grenzgebiet eingesetzten Platoons, gelebt? Wie reagieren die Soldaten auf die immer stärker werdenden Drohungen und Bedrohung von Taliban und Aufständischen?

Und wie verarbeiten die Soldaten einen einjährigen Kriegseinsatz? Wir haben die Truppen seit ihrem Training und der Vorbereitung im bayrischen Hohenfels bis zu ihrer Verabschiedung und in den ersten Wochen ihres Einsatzes in Afghanistan begleitet. Jetzt sind sie beinahe ein 3/4 Jahr da. Was hat sich verändert? Haben sich die Menschen, die Einstellungen verändert? Wie prägt einen eine so lange und intensive Zeit?

All das versuche ich – wieder zusammen mit meinem Partner, Freund und Kollegen John Dyfed Loesche – in Worte und Bilder zu packen. Im übrigen ist auch das ein Grund, warum ich noch mal fahre: Weil ich es zusammen mit Dyfed tun kann. Wir haben schon beim letzten Mal als Team Schreiber/Fotograf zusammengearbeitet und gemeinsam viel erlebt, Erfahrungen gesammelt und uns hervorragend ergänzt. Und wir werden das diesmal sicher wieder tun!

Ich werde nun also – sobald es etwas Berichtens- oder Erzählenswertes gibt – diesen Blog wieder mit meinen persönlichen Gedanken, Erlebnissen, Bildern, Vorbereitungen, Nachbereitungen, Erklärungen etc. füllen.

Im übrigen haben mich die vielen Mails, Nachrichten und Kommentare auf meinen ersten Blog natürlich auch wirklich motiviert, das Ganze bei diesem zweiten Embed wieder zu dokumentieren. Und selbst bin ich natürlich auch gespannt, wie sich das alles wieder entwickelt …